Mittwoch, Dezember 24, 2008

Am Rand des Spiegels

"Mirror's Edge" ein Spiel, von dem ich viel erwartet hatte, und das mich nun mit gemischten Gefühlen zurück lässt. Zum einen liegt das daran, dass es an einer bestimmten Stelle im 6. Kapitel immer wieder einfriert und ich die PS3 mittels Reset-Knopf neu starten muss, und zum anderen, dass hier eine Menge Potential achtlos verschenkt wurde. Darum muss ich dazu ein paar Worte verlieren:

Im Spiel schlüpft man in die Rolle von Faith, einer Runnerin, die durch die Häuserschluchten einer leicht futuristischen Großstadt springt und klettert, um Botschaften und Päckchen von Leuten zu überbringen, die es leid sind, dass der Staat all ihre Korrespondenzen überwacht. Eines Tages kommt es jedoch zu einem Zwischenfall und die Schwester unserer Protagonistin wird unschuldigerweise des Mordes bezichtigt. Um ihrer Schwester zu helfen versucht Faith auf eigene Faust den wahren Mörder zu finden und gerät dabei selbst ins Fadenkreuz bewaffneter Polizeieinheiten.

An sich eine gut Grundvoraussetzung um daraus mit ein bisschen Mühe einen spannenden Krimi zu zaubern, nur leider gab man sich bei "Mirror's Edge" keine Mühe. Man springt über Häuserdächer oder rennt durch Bürogebäude um Beweise zu sammeln oder mal denn einen oder anderen Gesprächsfetzen aufzuschnappen. Zwischensequenzen erzählen die Geschichte weiter, von der ich dank des oben genannten Bugs momentan nicht zu 100% sagen kann wie sie ausgeht, aber basierend auf dem, was ich bisher gesehen habe, wird es am Ende wohl keinerlei großen Überraschungen geben.

Die Spielmechanik von "Mirror's Edge" halte ich gelungen. Das Springen, Klettern und Rennen über die Häuserdächer in der Ego-Perspektive funktioniert erstaunlich gut, sobald man die Steuerung intus hat. Optisch sieht das Spiel fantastisch aus und bietet mit seiner hellen blank polierten Grafik eine willkommen Abwechslung zu dem Braungrau manch anderer Spiele. Unglücklicherweise ist es in "Mirror's Edge" selbst mit der Abwechslung nicht so gut bestellt. Wenn man nicht gerade über die immer perfekt sauberen Häuserdächer springt, dann turnt man halt durch perfekt saubere Büroräume oder ebenso perfekt saubere Keller.

Die Zwischensequenzen sind etwas, was mich in "Mirror's Edge" sehr gestört hat. Es handelt sich dabei um so kleine Zeichentrick Filmchen, deren Stil man eher als minimalistisch bezeichnen kann, und in denen die Geschichte erzählt wird. Für sich allein stehend sehen die ja nicht so schlecht aus, aber irgendwie wollen sie nicht zum restlichen Spiel passen, dass ja eher in Richtung Fotorealismus tendiert. Das Schlimme ist aber, man wird auch durch diese Filmchen aus dem Spielfluss heraus gerissen. Dabei gibt es bessere Möglichkeiten die Handlung voran zu treiben. Die Designer haben eine davon sogar selbst in "Mirror's Edge" stellenweise angewendet. Zum Beispiel als Faith am Anfang ihre Schwester trifft und mit ihr redet. Diese gesamte Szene lief in der Grafikengine ab und man sah alles aus der Sicht von Faith. Dadurch, dass man dabei nie die Ego-Perspektive verließ, fühlte man sich stärker in den Spielecharakter hinein versetzt und die Spiel- und Zwischensequenzen konnten nahtlos ineinander greifen. Das hätte ich mir für das gesamte Spiel gewünscht.

Schade drum, aus dem erfrischend neuen Konzept von "Mirror's Edge" hätte man so viel mehr heraus hohlen können. Ich hoffe EA erbarmt sich und gibt einen Nachfolger in Auftrag. Und noch mehr hoffe ich, dass sie sich dann eine spannender Geschichte ausdenken, mehr Hintergrundinfos über die Welt bereit stellen, in der das Spiel angesiedelt ist, und dass sie auch die Levels Variantenreicher gestalten. Ich würde auch einem zweiten Teil noch eine Chance geben, denn die Idee dahinter finde ich großartig.

1 Kommentar:

Okami Itto hat gesagt…

Das Spiel hatt mich sogar auch mal interessiert, habe es bis jetzt aber noch nicht spielen können.

Das es noch etwas unausgereift wirken soll, habe ich auch schon gelesen. Aber he, wenn es ein guter Ansatz ist, kann man dem Spiel nicht großartig böse sein. Ich sehe das ganze erst mal als Experiment und wenn die in einem zweiten Teil den Rest ausbauen, z.B. die Story, dann kann das doch durchaus interessant werden.

Ich meine, "Assassin's Creed" war doch auch nicht übel - von der Idee und der Spielmechanik her. Aber einige Schwächen müssen da noch ausgebügelt werden. Das erwarte ich vom zweiten Teil, der schließlich garantiert kommen wird. Ich denke, dass wird bei "Mirror's Edge" nicht anders verlaufen, zumal sich die beiden Spiele augenscheinlich nicht ganz unähnlich sind.

kostenloser Counter