Donnerstag, November 22, 2007

Grafikdemo in Spielfilmlänge

Robert Zemeckis CGI-Filmadaption der alten nordischen Beowulf Geschichte läuft nun bei uns in den Kinos und ich habe sie mir angeschaut, und das noch dazu in 3D, aber dazu später mehr. Worum geht´s? Die Geschichte handelt vom Helden Beowulf, der das Reich von König Hrothgar aufsucht, um ihm bei der Beseitigung des Monsters Grendel behilflich zu sein. Das besagte Monster hat nämlich die schlechte Angewohnheit in Festivitäten rein zu platzen und die feiernde Gästeschar rum zu werfen, zu zertreten oder einfach nur in der Luft zu zerreißen. Auch Köpfe werden hin und wieder abgebissen. Dass sich so was negativ auf die Stimmung im Königreich auswirkt, ist wohl nachvollziehbar.

"Die Legende von Beowulf" kann man als Schnappschuss der momentanen technischen Möglichkeiten in der Computeranimation bezeichnen. Die Figuren und ihre Umgebung sind überaus detailreich modelliert und animiert. In einigen Situationen ist die Illusion perfekt und man meint tatsächlich reale Schauspieler in realen Sets zu sehen. Jedoch gibt es auch Szenen, in denen man den Bildern trotz all ihrer Perfektion die Künstlichkeit ansieht. An was man schon "Final Fantasy: The Spirits Within" gescheitert ist, schafft man auch in "Die Legende von Beowulf" nicht. Trotzt all der aufwendigen Motion-Capturing-Verfahren fehlt es den digitalen Charakteren noch immer an einer glaubwürdige Mimik. Sie sind der Sache zwar schon näher gekommen, aber es fehlt offenbar noch das gewisse Etwas. Ich denke es werden sicher noch einige Jahre ins Land ziehen, bevor ein digitaler Charakter einem realen Schauspieler das Wasser reichen kann. Trotzdem wurde mein Fetisch für Special Effects vollends befriedigt.

Die Actionsequenzen sind spannend und rasant inszeniert, auch wenn sie manchmal ein wenig über das Ziel hinaus schießen. Die Handlung an sich kommt vor allem zu Beginn etwas hölzern daher. Ich gebe jetzt mal den digitalen Charakteren mit ihrer nicht ganz überzeugenden Mimik einen Teil der Schuld dafür und mutmaße, dass die Geschichte mit realen Schauspielern besser rüber gekommen wäre. Aber dass hat mir an "Die Legende von Beowulf" gar nicht so gestört, es sind eher die absurden "Kleinigkeiten" die mir negativ in Erinnerung geblieben sind.
Als Beispiel dafür nenne ich mal die Kampfszene zwischen Beowulf und dem Monster Grendel. Der Held und seine Mannen verschanzten sich des Nachts in der Festhalle und feierten ein wenig um damit Grendel anzulocken. Beowulf meinte dem Monster gleichwertig gegenüber treten zu müssen und zog sich dafür komplett aus. Nackt wie Go... ähm, ich meinte wie der Grafiker ihn schuf lag er da und wartete auf Grendel. Schließlich kam es zum Kampf. Wild turnte Beowulf durch den Saal um das Ungetüm letztendlich zu bespringen und mit den bloßen Händen nieder zu ringen. Zufälligerweise war während des ganzen Kampfgetümmels immer irgendein Objekt zur Stelle, um dem Zuschauer den Blick auf die primären Geschlechtsmerkmale unseres Helden zu verwehren. In einer Komödie (Simpsons-Film) mag so was durchaus amüsant sein, aber in einem ernsthaften Fantasyfilm finde ich das lächerlich. Der Film wendet sich schließlich an ein erwachsenes Publikum, und das wird wohl wissen was da so "zufällig" von einem Kerzenständer verdeckt wird. Wenn man dem Zuschauer das Zumpferl dieses Mannes schon nicht zumuten will, dann hätte man ihm eine Hose anziehen sollen, denn dieses Gegenstände zum abdecken ins Bild platzieren ist einfach nur blöd. Angesichts dessen sind die spontan aus den nackten Füßen wachsenden High Heels bei Grendels Mutter, in der Gestalt von Angelina Jolie, nur mehr halb so schlimm.

Ich bin hin und her gerissen. Einerseits waren die Kämpfe recht hübsch anzusehen und optisch fand ich den Film überhaupt ganz toll, aber andererseits ist da die etwas hackelig erzählte Geschichte und die schwachsinnigen Kleinigkeiten, die mir den Film madig machen. Tja, da ich einen Fetisch für Special Effect´s habe, entscheide ich mich für die Optik und gebe ihm 6 von 10 Punkten.

Nun zur 3D Sache: Im hiesigen Multiplex-Kino kann man sich neuerdings Filme in 3D anschauen. Zu dem Zweck bekommt man vor der Vorstellung eine große graue Plastikbrille in die Hand gedrückt, die man sich natürlich aufsetzten muss, denn ansonsten kriegt man auf der Leinwand nur ein verrauschtes und verzerrtes Bild zu Gesicht. Ich kann sagen mich hat die Illusion von Räumlichkeit in der ersten halben Stunde wirklich beeindruckt. Ständig ist mir unbewusst immer wieder ein "Ohh", "Ahhh", oder auch "Huch" entfleucht. "Die Legende von Beowulf" ist für für das 3D Kino geradezu gemacht. Die Kamera ist die meiste Zeit irgendwo am rumfahren, als wollte sie laut schreien: Da, schau mal, 3D!!! Jedoch muss ich zugeben, dass sich dieser Effekt mit der Zeit auch abnutzt. Zum Ende des Filmes hin hatte ich mich schon an das 3D-Dings gewöhnt und nahm es nur mehr am Rande wahr. Interessant war es schon, so was mal zu sehen, aber immer muss ich das nicht haben. Schon mal deshalb, weil mir das Zuschauen anstrengender vorkam, als bei einem herkömmlichen Film.

3 Kommentare:

Okami Itto hat gesagt…

Einerseits wage ich es nicht, dafür Geld auszugeben (zumindest füs Kino), andererseits denke ich, dass gerade der Film im Kino wahrscheinlich besser wirkt.

Was mich immer noch brennend interessiert:
Alle kritisieren irgendwie die Geschichte. Liegt das jetzt daran, dass diese Kritiker die Geschichte generell blöd finden oder ist der Film nicht getreu dem Beowulf-Lied umgesetzt?
Oder haben die Macher es einfach nicht geschafft, die Geschichte interessant zu inszenieren?

Das mit Beowulfs Gemächt klingt amüsant. Typisch amerikanische Prüderie halt. ;-)
Ich sag nur "Eyes Wide Shut".

pk210 hat gesagt…

@okami itto: Wenn man mehr Wert auf optische Präsentation als auf Handlung legt, dann ab ins Kino und dort anschauen, am Besten gleich in 3D, wenn möglich. Ansonsten kann man den Film auch ruhig links liegen lassen.

Ich würde sagen, das die Filmemacher es nicht hingekriegt haben die Geschichte spannend zu erzählen. Ohne mir das originale Beowulf Gedicht wirklich vollständig durchgelesen zu haben, glaube ich schon, dass es durchaus als Vorlage für einen guten Film geeignet ist. Es gab ja schon ein paar Beowulf-Filme, einen davon habe ich vorher schon gesehen und im Vergleich zu diesem kann man "Die Legende von Beowulf" als überaus gelungen bezeichnen.

aworldtocome hat gesagt…

Bin hin und hergerissen zwischen Bombastfilm und Inhaltsmangel. Ich stehe total auf so Effekte, aber wenn, dann muss man den im Riesenkino sehen.

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