Montag, November 13, 2006

Kinder der Menschheit

Die Erde im Jahre 2027, die Menschheit steht am Rande der Auslöschung weil aus unerklärlichen Gründen seit 18 Jahren keine Kinder mehr geboren werden. Hoffnungslosigkeit und Resignation haben sich unter der Bevölkerung breit gemacht. Städte und Strassen sind grau und verkommen zusehends. Niemand scheint das noch zu kümmern. Groß Britannien hat sich zu einem autoritären Staat gewandelt in dem Angst und Gewalt regieren. Terrorismus steht an der Tagesordnung. Ein Strom von Einwanderern und Flüchtlingen versucht im Land Fuß zu fassen, jedoch begegnet ihnen die Regierung mit strengen Einbürgerungsgesetzten. Die Polizei macht Jagd auf illegale Einwanderer, sperrt sie in Käfige und verfrachtet sie zusammen mit anderen Gesetzesbrechern in abgeriegelte Ghettos. Assoziationen mit den Konzentrationslagern des dritten Reiches drängen sich auf. Vor diesem Zukunftsszenario spielt der Film „Children of Men“.

Während des Films folgt man Theo Faron durch die Geschichte und weicht ihm als Zuschauer nie von der Seite. Wegen eines Gefallens seiner Exfrau gegenüber und für Geld, hilft Theo einer jungen Frau namens Kee dabei, das Land zu verlassen. Wie sich später herausstellt, erwartet Kee ein Kind und ist deswegen gezwungen zu fliehen. Ihre Schwangerschaft wirkt in dieser kinderlosen Welt wie ein Wunder und eine terroristische Gruppierung will sie daher für ihre eigene Zwecke missbrauchen.

„Children of Men“ basiert auf den gleichnamigen Roman von P. D. James. Für die filmische Umsetzung ist Alfonso Cuaron verantwortlich. Er zeichnet in spannenden und detaillierten Bildern eine düstere Welt, in der Menschen in Apathie und Depression verfallen sind. Alles wirkt dreckig und verwahrlost. Auch bei den wenigen aber eindrucksvollen Actionsequenzen fährt Cuaron eine harte und kompromisslose Gangart. Da die Kamera dabei als Begleiter des Hauptcharakters fungiert, wirken diese Szenen auch sehr intensiv.

Bei der Besetzung hat Herr Cuaron auch ein gutes Händchen bewiesen. Clive Owen spielt seinen Theo, der zwischen Zynismus, Resignation, Selbstzweifel und Hoffnung schwankt, sehr überzeugend und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Ein Highlight ist auch Michael Caine, der einen immer positiv gestimmten Alt-Hippie spielt und durch ein paar humorvolle Momente die düstere Geschichte etwas aufhellt. Ein weiteres bekanntes Gesicht in der Besetzung ist Julianne Moore, jedoch ist ihr Auftritt leider recht kurz.

Ein Kritikpunkt meinerseits an dem an sich spannenden und gelungenen Film ist jedoch der Mangel an Hintergrundinformation. Es wird nicht erklärt warum die Menschheit sich nicht mehr fortpflanzen kann. Es wird auch nicht darauf eingegangen wie es in anderen Teilen der Welt aussieht und warum die britische Regierung so hart gegen illegale Einwanderer vorgeht. Diese Dinge muss man einfach als gegeben akzeptieren. Es könnte aber Absicht dahinter stecken, damit der Zuschauer sich auch nach dem Abspann noch Gedanken über den Film macht. Bei mir und einem Freund hat es jedenfalls funktioniert, wir haben danach noch rege über die Möglichkeiten für das Zustandekommen einer solchen Welt diskutiert und philosophiert. Vielleicht gibt es ja in Buchvorlage mehr Hintergrundinformationen.

Im Großen und Ganzen halte ich „Children of Men“ für einen ausgezeichneten Film und vergebe auf meiner persönlichen Wertungsskala 8 von 10 Punkten.

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Über mich? Mhhh...wo fange ich an?..... Ach, ich las es lieber bleiben.

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