Freitag, August 25, 2006

Reisebericht Teil 3

Es ist wirklich schön morgens nach dem Aufstehen auf einen malerischen Marktplatz zu blicken und den Einheimischen bei ihren täglichen Besorgungen zu beobachten. Aber der zentrale Standort des Hotels hat auch seine Nachteile. So hatte ich am Abend und in der Nacht das Gefühl, dass sämtliche Nachtschwärmer der Stadt sich unter meinem Hotelfenster versammelten und miteinander lauthals über den Sinn des Lebens palaverten. Das mit dem Sinn des Lebens ist natürlich nur eine Vermutung von mir, denn die vorherrschende Sprache war tschechisch. Das sporadische laute Auflachen lässt aber darauf schließen, dass zwischen den philosophischen Diskursen auch mal ein Witz gerissen wurde. Für mich verlief daher diese erste Nacht recht unruhig und endete mit einem frühen Erwachen.

Das Frühstücksbuffet war reichlich gedeckt mit allerlei schmackhaften Sachen. Bei mir hatte das zur Folge, dass ich das Verlangen hatte alles essen zu müssen, was länger als 15 Sekunden still hielt. Das so was auf Dauer nicht gut gehen kann wurde mir nach 20 Minuten klar, als die verspeisten Leckereien Anstalten machten wieder ans Tageslicht zurück zu kehren und zwar gegen die Einbahn. Der Spaziergang zur örtlichen Postfiliale und zu einem Supermarkt kam mir nach dem üppigen Frühstück gerade Recht.

Kurz vor Mittag stand dann ein Besuch im Stadtschloss an, einer der drittgrößten Schlösser in Tschechien. Die Anlage ist ein riesiges Flickwerk aus unterschiedlichen Epochen und Stilen. Der älteste Teil stammt irgendwann aus dem 10. Jahrhundert und der neueste aus dem 16. Jahrhundert, wenn ich mich nicht irre. Wie auch immer. Wir dachten uns zuerst nichts dabei als die nette Dame an der Kassa uns leicht zernudelte Schnellhefter mit deutschen Texten in die Hand drückte. Als die Führung los ging wurde uns jedoch gleich klar wofür wir die bekommen haben. Die Schnellhefter waren unsere einzige Möglichkeit etwas vom Geschwafel der Führerin zu verstehen. Es ist jedoch recht anstrengend von einem Raum zum nächsten Raum geschoben zu werden, während man den deutschen Text auf den Zetteln bei düsterer Beleuchtung zu lesen versucht und gleichzeitig auf die unterschiedlichen Ausstellungsstücke achten sollte. Ich beschloss daher einfach die Exponate anzuschauen, der jungen und gut aussehenden Fremdenführerin bei ihren tschechischen Ausführungen zu lauschen und einen auf interessiert zu machen. Das Fotografieren während der Führung war verboten. Ich konnte jedoch unbemerkt zwei Fotos machen, aber Psssst….nicht verraten.

Am Nachmittag fuhren wir zum Schloss Červená Lhota. Ein hübsches Anwesen das auf einem Felsen mitten in einem Teich gebaut wurde und über eine Steinbrücke mit dem Ufer verbunden ist. Blöderweise fing es an zu regnen als wir dort ankamen. Zeitgleich mit unserer Ankunft tauchte auch ein Rudel Japaner auf, alle bewaffnet mit einer Kamera. Wir nutzten die Gelegenheit und wollten uns der japanischen Reisegruppe anschließen, denn die bekamen eine englischsprachige Führung durch das Schloss. Jedoch hatten wir die Rechnung ohne den verantwortlichen Reiseführer gemacht, der uns freundlich rauskomplimentierte und uns zu verstehen gab, wir mögen doch bitte auf die tschechische Führung warten. Und so kam es, dass ich zum zweiten Mal an diesem Tag einem tschechischen Vortrag lauschte. Doch diesmal gab es keine hübsche junge Fremdenführerin, welche einem das Interesse heucheln erleichtert hätte. Fotografieren war übrigens auch wieder nicht erlaubt. Ich frage mich ob sie dieses Verbot bei den Japanern auch durchsetzen konnten.

Bei der Rückfahrt machten wir eine Reihe von Umwegen, um uns ein bisschen die Gegend und die kleinen Ortschaften anzuschauen. Zum Abendessen gingen wir ins Nachbarrestaurant unseres Hotels, was sich jedoch als Fehler herausstellte. Das Gastzimmer war übervoll, die Kellnerin überfordert und das Essen schmeckte nur mäßig. Für das Dessert (böhmische Honigtorte mit Schlagobers und dazu eine richtige heiße Schokolade…Mmmmh!) wechselten wir wieder zurück ins Hotelrestaurant.

Fazit zum Tag: Die Schlösser sind hübsch und die Räumlichkeiten schön hergerichtet, aber bei einer Führung, wo man die Sprache nicht versteht, ist das Ganze nur halb so interessant.

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