Dienstag, November 07, 2006

Eine Reise durch US und A

Viel hat nicht mehr gefehlt und ich könnte die Zeilen hier jetzt nicht schreiben. An einem denkwürdigen Abend im Kinosaal 8 (Reihe 11, Sitz 9) des hiesigen Multiplex-Kinos hätte ich mir fast mein Leben aus dem Leib gelacht. Ich befürchtete schon ersticken zu müssen, wenn das nicht bald aufhörte. Diese seltene „Nahtod-Erfahrung“ bescherte mir der Film „Borat“. Was ich so nebenher aus den Augenwinkeln beobachten konnte, erging es den anderen Kinobesuchern nicht viel besser als mir. „Borat“ ist wohl einer der witzigsten, brachialsten, politisch inkorrektesten, abartigsten und subtil kritischsten Filme dieses Jahres. Es wird einem nur wenige Gelegenheiten zum Luft holen und durchatmen geboten.

Der Humor und die Witze sind äußerst derb und greifen in der Regel unter die Gürtellinie, meistens auch noch weit darunter. Die Sprüche, die der kasachische Reporter Borat so los lässt, sind rassistisch, frauenfeindlich, antisemitisch, wenden sich gegen Behinderte und sind dermaßen rückständig und politisch inkorrekt, dass einem eigentlich schlecht werden sollte. Er nimmt die Vorurteile und Ressentiments, welche in unserer so aufgeklärten westlichen Gesellschaft mancherorts leider noch immer zu finden sind, bläht sie auf bis ins extreme und gibt diese somit der Lächerlichkeit preis.

Kasachstan hat sich ja im Vorfeld darüber aufgeregt, dass ein falsches Bild von dem Land kommuniziert wird. Ich halte jedoch den Wirbel darüber seitens der kasachischen Regierung für übertrieben. Es müsste eigentlich jedem Zuseher bewusst sein, das der Reporter Borat nur eine Kunstfigur ist und die Aufnahmen, welche in Kasachstan spielen, alle nur inszeniert sind. Das Ansehen des Landes in der Weltöffentlichkeit wird durch den Film nur wenig Schaden nehmen, wenn überhaupt. Ich würde sogar behaupten, dass der Bekanntheitsgrad von Kasachstan dadurch nur noch gestiegen ist. Anders sieht es meiner Meinung nach bei den USA aus, welche Borat im Film bereist. Hier offenbaren sich Abgründe in der amerikanischen Gesellschaft, welche mir schon zu denken gegeben haben. Angeblich seien die Szenen, in denen Borat mit amerikanischen Bürger zusammen trifft, alle echt, also die Leute glaubten wirklich einen kasachischen Reporter vor sich zu haben und keinen britischen Komiker, der sie verarscht. Wenn das wirklich wahr ist, dann darf sich Amerika jetzt ein bisschen schämen.

Ich muss dem guten Herrn Sacha Baron Cohen meine Bewunderung aussprechen. Er spielt seinen Borat äußerst famos und schafft es in jeder noch so absurden Situation seine Rolle aufrecht zu erhalten. Den Mut zu haben, die Leute mit so viel Frechheit und Schamlosigkeit hinters Licht zu führen, ist auch äußerst bemerkenswert. Seine TV-Show konnte ich leider nur sehr selten sehen. Entweder hatte ich keine Zeit oder der Sendetermin war zu spät in der Nacht. Herrn Cohens nächstes Projekt soll sich angeblich um Bruno, dem schwulen Styleberater aus Österreich, drehen. Auf den Film bin ich schon mal gespannt.

Ich habe mich bei „Borat“ gekringelt vor Lachen, daher gibt es auf meiner persönlichen Wertungsskala 10 von 10 Punkten.

Ach ja, auf Nahrungsaufnahme während des Filmes sollte man lieber verzichten, außer man will Popcorn und Cola bei einem Lachanfall durch die eigene Nase dem Vordermann ins Gnack rotzen.

4 Kommentare:

dead sea princess hat gesagt…

very nica blog.say the princess of
the dead sea.

rotfell hat gesagt…

ich bin bei dem Film skeptisch und werde ihn mir trotz deiner mitreißenden Beschreibung hier doch nicht angucken (was unter anderem an den hohen Kinokosten hierzulande liegt) Bin einfach nicht das richtige Publikum dafür *schulterzuck* aber schön, daß du dich amüsiert hast ;)

Lou hat gesagt…

Hab Trailer und Ausschnitte gesehen. Werde ihn mir anschauen. Aber nicht die synchronisierte Version..sonst geht ja der ganze Spass an seinem Slang verloren. Schaue mir die Fassung mit Untertiteln an.
In welcher warst du?

pk210 hat gesagt…

Ich hab die synchronisierte Fassung gesehen. In der deutschen Version haben sie seinen Akzent recht gut umgesetzt, obwohl die originale Fassung sicher noch einen Tick besser sein wird. Die werde ich mir dann auf DVD geben.

Über mich

Mein Bild
Über mich? Mhhh...wo fange ich an?..... Ach, ich las es lieber bleiben.

Gezwittschere

Labels

kostenloser Counter