Freitag, Juni 08, 2007

Im Dunkeln

Die Kinovorstellung von "Zodiac" wird mir noch länger in Erinnerung bleiben, aber nicht wegen des Films. Es war so ungefähr kurz nach der Halbzeit, als wir alle im Saal plötzlich im Dunkeln saßen. Die Leinwand blieb finster und die Boxen machten keinen Mucks mehr. Zunächst dachte ich das gehört vielleicht zum Film, aber nachdem eine Minute Vergangen war und sich nichts rührte kamen mir erste Zweifel. Im den Sitzreihen regte sich leises Gemurmel. Die Leinwand blieb noch immer dunkel. Ein Zuschauer fasste sich schließlich ein Herz und tastete sich im fahlen Licht der Notausgangleuchten zur Tür um Hilfe zu holen. Kurz darauf erschien jemand vom Kino-Personal, machte sich wortlos an den Kontrollen neben der Tür zu schaffen und verschwand dann wieder. Ein anderer Mitarbeiter des Kinos, ich glaub es war der gleiche der mir an der Treppe die Karte entwertet hatte, schaute bei der Tür herein und stammelte was mit Entschuldigung und erwähnte technische Probleme. In den hinteren Reihen kündigte jemand in weniger freundlichen Worten an, dass er sein Geld zurück haben wolle. Der Kartenentwerter trat hastig den Rückzug an. Wir, das Publikum, saßen weiterhin im Dunkeln. Das leise Gemurmel hat sich inzwischen zu einem lauteren Getratsche entwickelt.

Von einem Moment auf den anderen erstrahlten plötzlich die vielen kleinen Lampen an der Raumdecke. Eine Frau betrat den nun in Licht getränkten Saal. Offenbar die Chefin vom Dienst. Zuletzt hatte ich sie hinter der Glasvitrine gesehen, bei der man sein Geld gegen Eintrittskarten tauschen konnte. Mit lauter Stimme erklärte sie dem geblendetem Publikum, dass die Filmrolle vom Projektor gesprungen sei und man nun noch einige Minuten bräuchte, um den Schaden zu beheben. Im gestrengen Tonfall fragte sie in die Runde, ob irgendjemand damit ein Problem hätte. Ich musste unwillkürlich an die James Bond Filme denken, wo der Oberbösewicht den teuflischen Plan zur Weltherrschaft seiner Investorengruppe unterbreitet und dann fragt ob jemand von den Anwesenden damit ein Problem hat. Meistens gibt es einen, der damit ein Problem hat und dieser wird sogleich nach seiner Wortmeldung von der sexy Assistentin des Oberbösewichts höflich aus dem Raum geleitet um danach von ihr aus dem fliegenden Flugzeug geschubst zu werden, ohne Fallschirm versteht sich. Im Publikum gab es übrigens niemanden, der mit der Verzögerung ein Problem hatte. Anscheinend hatten vielen die selbe Szene vor Augen wie ich.

Weiters verkündete die Dame, dass als Entschädigung jeder Anwesende sich mit seiner Kinokarte gratis Popcorn und ein Getränk an der Essensausgabe holen könne. Teile des Publikums verließen darauf hin den Saal um diese Entschädigung in Anspruch zu nehmen. Die Filmvorstellung wurde fortgesetzt. Ein Moment, den die Popcornholer verpassten. So 10 Minuten lang war die Welt in Ordnung, dann saßen wir wieder im Dunkeln. Es dauerte jedoch nur wenige Sekunden bis der Projektor wieder startete. Ein Vorgang, der sich während der restlichen Vorstellung über mehrmals wiederholte und jedes mal in Begleitung von lautstarkem Gefluche aus dem Publikum. Selbst ganz normale Schwarzblenden zwischen den Szenen im Film wurden schon mal vorsorglich mit Flüchen belegt. Rückblickend kann ich jedoch nicht leugnen, dass diese Störungen zusätzlich eine gewisse Spannung in die Filmvorstellung brachten.

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