Eigentlich wollte ich vor dem Kinobesuch das Buch zu "Der Goldene Kompass" noch einmal lesen, denn es ist schon eine Weile her als ich zuletzt darin geblättert habe, aber daraus ist leider nichts geworden. Worum geht's im Film? Die Geschichte spielt in einer Parallelwelt, die der unseren zwar ähnelt, aber in vielen Dingen doch unterschiedlich ist. Im Mittelpunkt steht das Mädchen Lyra, dass sich auf den Weg in den eisigen Norden macht um ihren Freund Roger aus den Fängen der Oblations Behörde zu befreien, die ihn und andere Kinder gefangen hält, um an ihnen Experimente durch zu führen.
Fangen wir mal mit dem positiven an: Die Optik von "Der Goldene Kompass" ist schlichtweg großartig. Angefangen bei der exotisch anmutenden Skyline des Londons der Parallelwelt bis hin zu den atemberaubenden Landschaftsbildern der schneebedeckten Arktis. Der Film ist eine wahre Augenweide. Besonders gespannt war ich darauf, wie die Deamons, Begleiter der Menschen in Tiergestalt, im Film umgesetzt wurden, und auch hier wurde ich nicht enttäuscht. Die computergenerierten Charaktere fügen sich nahtlos in die real gedrehten Szenen ein. Nur an ihren zu geschmeidigen Bewegungen kann man noch ihre Künstlichkeit erkennen, aber das ist nur ein kleiner Makel, der eigentlich nicht weiter der Rede wert ist.
Kommen wir zu dem was mich an "Der Goldene Kompass" ein wenig gestört hat: Ich bin mit der Umsetzung der Geschichte aus dem Buch nicht wirklich zufrieden. Natürlich ist mir bewusst, das man ein Buch nicht eins zu eins verfilmen kann und Kompromisse eingegangen werden müssen, jedoch bin ich nicht mit allen Änderungen einverstanden. Zum Beispiel finde ich es nicht in Ordnung, dass man den Religionsbezug der Geschichte im Film abgeschwächt hat. Wahrscheinlich wollte das Filmstudio die religiösen Rechten nicht beleidigen, aber ich sage drauf geschissen. Die hätten sich den Film ja sowieso nicht angeschaut, also wozu Rücksicht nehmen? Ebenfalls gestört hat mich, wie kurz und bündig die Entführungen der Kinder durch die Gobbler im Film abgehandelt wurde. Da hätten sie sich lieber ans Buch halten sollen, vor allem weil dadurch die Figur der Mrs. Coulter wesentlich bedrohlicher gewirkt hätte. Überhaupt hinterlässt die Geschichte im Film einen unrunden Eindruck.
Aber möglicherweise tu ich dem Regisseur und Drehbuchautor Chris Weitz hier ja unrecht und vielleicht ist das gar nicht wirklich "seine Version" von "Der Goldene Kompass", die man derzeit im Kino zu sehen bekommt. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein wirklich guter Film wegen "zu langer Laufzeit" im nach hinein verstümmelt wird. Siehe "
Kingdom of Heaven". In der Tat hatte ich in manchen Momenten bei der Sichtung von "Der Goldene Kompass" den Eindruck, dass geschnitten wurde. Zum Beispiel endet der Film früher als das Buch, was mich ziemlich stört, denn das Ende im Buch ist spannend und überaus dramatisch. Genau das Richtige um Lust auf Teil 2 zu machen. Jedoch scheinen diese fehlenden Szenen offenbar bereits im Film vorhanden gewesen zu sein und wurden dann rausgeschnitten. Wer die Romanvorlage kennt und sich den
Trailer genau ansieht, der wird ein paar kurze Schnipsel finden, die offensichtlich zum Ende gehören wie es im Buch beschrieben wurde. Wer weiß was da noch alles auf dem Boden des Schneideraumes gelandet ist nur um eine Laufzeit von unter zwei Stunden zu erzwingen.
Ich hoffe darauf, dass "Der Goldene Kompass" spätestens mit der DVD-Veröffentlichung einen Director´s Cut spendiert bekommt, in dem dann all das Fehlende wieder drin ist. Bis dahin kriegt der Film trotz der Mankos in der Handlung, aber vor allem wegen der großartigen Optik auf meiner persönlichen Wertungsskala 7 von 10 Punkten.