Ich habe in den letzten Wochen vor dem Urlaub wieder angefangen Psychonauts zu spielen. Grund dafür ist der momentane Mangel an für mich interessanten Spielen einerseits und andererseits ist Psychonauts derartig genial, so dass ich mir schon während des ersten Mals vorgenommen habe es irgendwann erneut in Angriff zu nehmen. Es geht dabei um einen kleinen Jungen namens Rasputin, kurz Raz, der sich in ein Sommercamp für geistig begabte Jugendliche eingeschlichen hat um dort eine Ausbildung zum Psychonauten zu machen.
Den Großteil des Spiels verbringt man in den Köpfen von meist mehr oder weniger verrückten Leuten. Ja genau in deren Köpfen. Mittels Telepathie reist man in die Gedankenwelt anderer, sucht dort nach Geheimnissen, bekämpft deren Ängste und löst ihre Psychosen. Dadurch ergeben sich die unterschiedlichsten und verrücktesten Welten die ich jemals innerhalb eine Spieles gesehen habe. Im Kern ist Psychonauts ein Jump and Run, aber vielerorts wurden dem Spiel Adventure-Elemente beigemischt und ein bisschen was von Rollenspielen ist auch drin. In einem Level findet sich sogar eine Prise Strategie.
Psychonauts steckt voller Ideen und ist wohl eines der abwechslungsreichsten und besten Videospiele die in den letzten Jahren gemacht wurden. Einmal hüpft und rollt man auf einer Blase in einer Flower-Power-Discowelt, ein anderes Mal mutiert der Hauptcharakter zum Riesen und stampft durch eine Metropole um im sich dann im nächsten Abschnitt in einer Vorstadtsiedlung wieder zu finden, die in alle möglichen Richtungen des Raumes verbogen wurde. Visuell präsentiert sich Psychonauts in einem recht ungewöhnlichen Comicstil. Die Palette reicht hier von der bunten zuckersüßen Idylle bis zu bedrohlich düsteren Abgründen.
Der Grund, warum ich Psychonauts abgöttisch liebe, ist in den Begebenheiten nach dem ersten Drittel des Spiels zu finden. Zu diesem Zeitpunkt kommt Raz einer Verschwörung innerhalb des Sommercamps auf die Spur und ab da an tritt eine Reihe von Ereignissen ein, von denen man als Spieler völlig überrascht wird und die man so unmöglich vorausahnen konnte. Es ist ein - das klingt jetzt ziemlich schnulzig aber mir ist nichts Besseres eingefallen - magischer Moment eingetreten. So eine Erfahrung machte ich bisher nur bei besonderen Büchern oder Filmen. Diese Momente entstehen wenn Geschichten eine überraschende Wendung nehmen oder sich dem Zuschauer oder Leser plötzlich eine unerwartete Erkenntnis offenbart. Ich bin mir sicher, dass schon jeder einmal etwas Ähnliches erlebt hat.
Schade finde ich, dass Psychonauts der finanzielle Erfolg verwährt geblieben ist. An mangelnder Qualität und fehlenden Innovationen kann es nicht gelegen haben. Es macht mich fast ärgerlich, wenn ich sehe wie irgendeinem 08/15 Titel mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird als dieser kleinen Perle hier. Aber vielleicht gibt es da draußen ja irgendwen der das hier liest und sich danach dazu bewegt fühlt Psychonauts mal eine Chance zu geben. Ich würde mich sehr darüber freuen.
Montag, August 21, 2006
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