Schon vor Wochen hat es sich angekündigt, dieses Verlangen. Ganz langsam kroch es hinterrücks in meine Hirnwindungen. Ganz leise, leise genug um es zu ignorieren, aber da war es trotzdem. Doch das Gefühl wurde stärker, von Tag zu Tag. Das Verdrängen wurde schwieriger. Solch ein Verlangen kenne ich, denn es kommt oft über mich, aber ich kann ihm widerstehen, meistens, zumindest so lange es nicht zu groß wird. Leider wird es recht häufig groß. Dieses ist es noch nicht, wird es aber bald werden. Die Zeit arbeitet gegen mich und auch meine Umwelt. Bilder und Wortmeldungen aus Zeitschriften, dem Fernsehen und dem Internet verstärken dieses Gefühl. Einen Drang den Werber ausnutzen und der unsere westliche Konsumgesellschaft am laufen hält. Ich kann mich ihm nicht mehr länger erwähren. Das Verlangen übermannt mich und treibt mich in das nächste Einkaufzentrum. Wie von Sinnen wandle ich durch die Regalreihen bis ich das Objekt der Begierde erblicke und gezielt darauf zusteuere. Ich bleibe davor stehen, strecke die Hand aus und zögere. Meine Vernunft meldet sich zurück, gerade noch im letzten Moment. Kraftvoll stellt sie sich zwischen mich und dem Konsumdrang. Ich ziehe meine Hand zurück und beginne mich zu besinnen. Muss ich dieses Ding wirklich haben? Brauche ich es überhaupt? Die Antwort darauf ist Nein. Tue ich nicht. Ich trete einen Schritt zurück und lasse meinen Blick schweifen. Betrachte die Regalreihen mit ihren Produkten, die alle allein der Unterhaltung dienen und eigentlich keinen praktischen Zweck erfüllen. Mein Blick bleibt auf einem kleinen Stapel bunter Plastikschachteln hängen. Und da sehe ich ihn auf dem Cover, den kleinen bärtigen Mann mit der blauen Latzhose, wie er lustig durch die bunte Landschaft springt. Plötzlich drängen sich alte Kindheitserinnerungen ans Tageslicht. Erinnerungen an die schönen Stunden die ich mit dem bärtigen Mann verbracht hatte, von Plattform zu Plattform hüpfend, Münzen sammelnd und Pilze fangend. Da war sie nun, die Nostalgie. Ich konnte zusehen wie sie vor die Vernunft trat und ihr einen kräftigen Tritt ins Gemächt versetzte. Meine Vernunft brach vor Schmerz stöhnend zusammen und das Verlangen zu Kaufen übernahm wieder die Kontrolle. Und so kam es, dass ich den Konsumtempel mit einem zufriedenem Lächeln und einem schwarzen Nintendo DS Lite inklusive New Super Mario Bros unter dem Arm verlies.
Sonntag, Juli 02, 2006
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